Zum Werk
Wie der Titel der Kantate sagt, setzte Gott den Menschen einst über alle anderen Lebewesen (1.Mose 1,28). Fortan lebte der Mensch nicht mehr in der Furcht vor Naturgewalten und Dämonen, sondern konnte sich als auserwähltes Geschöpf des einen Gottes ihnen allen überlegen fühlen. Im Laufe der Jahrtausende kehrte diese Position sich jedoch zunehmend gegen ihn, indem sie zu schrankenloser Willkür im Umgang mit der Natur pervertierte.
Ans Ende seines Buchs "Das Ende der Vorsehung" (rororo Sachbuch 1987) setzt Carl Amery eine dichterische, visionäre Rede des "Abwesenden Gottes", in der seine völlige Ablehnung dieser Menschheit durchschlägt.
In einem zwischen Sprechen und Singen, Rufen und expressionistisch in größter Schnelligkeit und extremen Sprüngen hin- und herjagenden Gesangsstil hat der Baritonsolist also vor allem diese Gefühle enttäuschter Liebe und ratlosen Zorns wiederzugeben.
Ihm zur Seite stehen "Dobachi", japanische Klangschalen (notfalls durch Vibraphon ersetzbar), die durch ihr ungewöhnliches Obertonspektrum und ihre Herkunft aus dem Kultus die Entfernung des zürnenden Gottes unterstreichen.
Der menschliche Gegenpart ist dem Chor anvertraut, der zwischen Singen und Schreien verschiedenste Abstufungen der Angst und der Hoffnung auszudrücken hat.
Unterstützt wird er von einem sehr reichhaltigen Orgelpart und einem Instrumentaltrio (Violine, Klarinette, Gitarre), deren musikalisches Material sich aus dem Choral "Veni, Creator Spiritus" und einer Zwölftonreihe speist. |
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