Henning Frederichs |
Khinah,"Mein Saitenspiel - zerrissen, meine Schalmey - ein Weinen": Hiob (1989) für Gitarre, Oboe und Violoncello Partitur und Stimmen M-2020-0363-3 |
Zum WerkKhinah bezeichnet den "hinkenden Vers" alttestamentlicher Klagelieder, bei dem die jeweils zweite Zeile des Textes kürzer ist als die erste, ihr sozusagen "nachhinkt". Vergleichbar folgt in der Musik der Hiob-Arie einem geraden Takt ein ungerader. Die kompositorische Idee war eigentlich eine Unmöglichkeit, nämlich, dem Hörer zu suggerieren, die drei sehr unterschiedlichen Instrumente seien gleich. Daher ist die Gitarre in diesem Stück weniger ein Akkordinstrument als ein, den beiden anderen ebenbürtiges Melodieinstrument; deshalb muß umgekehrt die Oboe oft so tun, als könne sie lange Töne (so, wie die Gitarre durch Tremolo) nur mit Trillern überbrücken; deshalb spielt das Cello häufig in hoher und höchster, nämlich Oboen-Lage und bevorzugt das Pizzicato, um auf seine Verwandtschaft mit der Gitarre hinzuweisen. Nachdem die Instrumente also ihre Gemeinsamkeiten (nicht so sehr ihre Unterschiede) hervorgekehrt haben, fangen sie an, sich zu verflechten, in einer komplizierten Art von Heterophonie die Hiob-Arie zu umspielen und immer mehr zu variieren, und so einen langen, dicken Melodiestrang, einen "Zopf", zu bilden. Die Melodie des Hiob (und die ihr beim ersten Auftreten unterlegte Harmoniefolge) erscheint - nach tiefem Atemholen ("spiramen") - auf anderen Ebenen erneut ("spinal"), sie kreist -meditativ, verbittert, besessen - immer wieder um denselben Gedanken des geschlagenen Hiob: "Ich bin mir keiner Schuld bewußt!" Das Tempo des Stückes soll flexibel sein: Je kleiner die Notenwerte werden, desto mehr darf das Tempo nachgeben. Ausführbarkeit: Mittelschwer, aber klanglich und dynamisch sehr anspruchsvoll |
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